Hammenstedt – Metropole des Tabakanbaus in Südniedersachsen

Das war einmal! Der Tabakanbau in Hammenstedt wurde bereits um das Jahr 1660 erwähnt. In 1934 bauten 64 Anbauer auf 26 Morgen Tabak an. Die Ernte belief sich auf 340 Zentner und 40 Zentner Sandblatt. In 1935 wurde noch ein Tabakschuppen gebaut, von dem es leider keine Fotos zu geben scheint. Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Tabakanbau in Hammenstedt eingestellt.

Der Tabakanbau in Hammenstedt wurde mit einem interessanten Bericht von Adolf Rode überliefert, den Karl Nolte gefunden hat:

„Nach den Eisheiligen wurden die Pflanzen in 60 cm Abstand gepflanzt, sie mussten danach, je nach Wetterlage, täglich gegossen werden. Mindestens zweimal, bis sie sich breitgemacht hatten, wurde gehackt und nachgepflanzt, oft waren Drahtwürmer dabei, die Wurzeln durchzufressen.

Ab Mitte September, vor der Kartoffelernte, begann die Tabakernte. Zunächst wurden die unteren Blätter (Sandblatt) geerntet, das war das Teuerste, auf Schnüre gezogen und unter den Scheunen- und Hausdächern zum Trocknen aufgehängt. Danach kamen die großen Blätter ebenso unter Dach und zum Schluss die oberen kleinen Blätter, sie brachten weniger Geld.

Im Januar bei trockenem Frost wurden die Schnüre abgenommen, der Tabak darauf zusammengeschoben und in einer offenen Kiste zu Ballen fest verpackt. Im Saal des Ratskruges (später „Brauner Hirsch“) wurden sie gewogen und sogleich verkauft, meist an die Fa. Kassebeer in Northeim, manchmal auch an die Fa. Brinkmann in Bremen. Die Ballen kamen auf Leiterwagen verladen, entweder nach Northeim auf den Tabaksboden oder zum Güterbahnhof in Waggons nach Bremen. […]

Ende der 50er Jahre kam der Tabakanbau zum Erliegen, denn die Auflagen, wie man eine noch bessere Qualität erzeugen konnte, waren zu arbeitsaufwendig und arbeitsintensiv. Hammenstedt war im Kreis Northeim das Tabaksdorf. Im Kreis Duderstadt wurde in fast allen Dörfern Tabak angebaut.“

Heute kann man nicht mehr viel aus der Zeit des Tabakanbaus bei uns entdecken. Die Zigarrenfabrik in Northeim und der Tabakschuppen in Hammenstedt sind Geschichte. Allerdings findet man noch in vielen älteren Häusern und auch auf dem Dachboden der St. Petri Kirche Hammenstedt, Haken oder Nägel zum Aufhängen der Tabakschnüre und es leben immer noch Anwohner, die in der Tabakfabrik in Norheim gearbeitet haben.

1 Kommentar
  1. Karl Nolte
    Karl Nolte sagte:

    Ich ?berarbeite z. Zt. meine Dokumentation ?ber den Tabakbau in Hammenstedt und habe interessante neue Quellen entdeckt, u. a. aus den Jahren 1667 und 1670

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